15.07.2021 / Agenda Wieden

Im Kleinen fürs Große lernen – oder: eine AgendaWieden Exkursion nach Eisenstadt

„Wenn eine eine Reise tut, dann kann sie was erzählen!“ „Sie“, das ist in unserem Fall die Agenda-Gruppe „Begegnung im Freihausviertel“, und „Reise“, das war eine Exkursion nach Eisenstadt. Thema: Nachhaltige Stadtentwicklung! Neugierig geworden? Dann sind Sie hier richtig, willkommen im Kreis der Lern- und Stadt-Gestaltungsfreudigen. Aber alles Zug um Zug, von Anfang an.

 

Zug ist auch ein gutes Stichwort für den Anfang, denn dieser brachte uns – ein kleines Grüppchen aus fünf Agenda-Aktiven und einer Begleitung aus dem Agenda-Team - am 23. Juni 2021 von Wien klimafreundlich ins Burgenland. Das Empfangskomitee am Bahnhof Eisenstadt bildete der Baudirektor Werner Fleischhacker, Umweltgemeinderat Gerald Hicke, und die Bezirksvorsteherin-Stellvertreterin der Wieden, Julia Tinhof. Wie es der Zufall oder die Fügung passend einfädelte, fand die Agenda-Gruppe bei der Exkursionsvorbereitung (das Ziel stand schon fest) durch Julia Tinhof - als gebürtige Eisenstädterin und ehemalige Gemeinderätin – ortskundige Unterstützung. Und Eisenstadt erhielt besonders neugierige Besucher*innen, mit vielen Fragen im Gepäck: Wie fördert die Stadt den sozialen Zusammenhalt? Was macht sie für mehr Grün und Klimaschutz? Und wie steht es um Bürger*innenbeteiligung in Eisenstadt?

 

Um einen Ort kennenzulernen, macht man sich am besten auf den Weg zu Fuß. So führte die Exkursion zunächst durch ein Stadtentwicklungsgebiet zur stadteigenen Baumschule, wo Bürgermeister Thomas Steiner sich persönlich Zeit für den Austausch nahm. Gemeinsam mit seinen Kolleg*innen berichtete er von den zahlreichen Nachhaltigkeitsinitiativen in der „kleinsten Großstadt der Welt“ – wie der charmante Slogan Eisenstadts lautet. Wir hörten u.a. von Schmetterlingswiesen und Stadtbienen, der Bodenschutzrichtlinie und dem Klimamanifest, von Urban Gardening und Solaranlagen.

 

Und welche positiven Inspirationen nahmen sich die Agenda-Aktiven mit? Da war zum Beispiel die Zu-Fuß-Geh Karte, die zahlreiche Punkte der Stadt wie in einem U-Bahn-Plan und mit genauen Angaben zu den Wegzeiten darstellt. Oder das Lernen in der Stadtentwicklung: Weil die Bebauung in einem bereits abgeschlossenen Entwicklungsgebiet zu dicht geworden war, wurde im nächsten Gebiet daher von vornherein anders geplant. Ein neu geschaffener Stadtteilpark wird jetzt noch vor dem Bau der Häuser angelegt, damit die zukünftigen Bewohner*innen bei Einzug gleich gut gewachsenen Grünraum nutzen können. Auch die Baumpatenschaft fand Zuspruch: Bürger*innen können die Pflanzung von Stadtbäumen finanziell unterstützen, und werden dafür mit einer Plakette beim Baum gewürdigt.

 

Inspiriert war die Agenda-Gruppe auch vom Besuch im FreuRaum. Die Mitgründerin und Gemeinderätin Anja Haider-Wallner hieß uns herzlich Willkommen in diesem genossenschaftlich getragenen Ort der Begegnung, Kulinarik, Regionalität und Gemeinschaft. Im Restaurant und Cafe wird frisch zubereitetes vorwiegend regionales, biologisches und saisonales Essen serviert (von dessen Köstlichkeit wir uns selbst überzeugt haben!). Menschen mit Migrationshintergrund erhalten eine Ausbildung und Arbeit. Regionale Produzent*innen können ihre Produkte vertreiben, ein Reperaturcafe findet regelmäßig statt und für Kunst und Kultur ist auch Platz. Besonders berührt war eine Agenda-Aktive vom „Setz-dich-dazu-Tisch“ – jede Woche verbringt eine ältere Dame, die auf Pflege angewiesen ist, einen Nachmittag im Cafe, und freut sich über spontane Gesellschaft bei Kaffee und Kuchen und einem Pläuschchen.

 

Wenn wir genau hinsehen und hinhören, dann zeigt sich, dass wir im Kleinen fürs Große lernen können. Das Große, dem sich Bürger*innen und Verwaltung im Rahmen der Agenda21-Arbeit widmen ist eine nachhaltige Entwicklung unseres Lebensraumes, und für die konnten wir von unserer Exkursion nicht nur Beispiele sondern auch allgemeine Inspiration ernten. Die Kraft einfacher Ideen kann sich oft zeigen, wenn wir Themen greifbar machen und ansprechend visualisieren (Beispiele Zu-Fuß-Gehen und Baumpatenschaft). Sich Fehler einzugestehen und aus ihnen Lernen bringt bessere Lösungen hervor (Stichwort Stadtentwicklung). Und unser soziales Miteinander braucht liebevoll gestaltete Räume (außerhalb der Profitlogik), in denen viele kleine Handlungen und Begegnungen helfen, das Leben insgesamt zu fördern (Inspiration FreuRaum).

 

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Links

https://www.freu-raum.at/

https://www.eisenstadt.gv.at/freizeit/natur/stadtbaumkonzept/

Agendagruppe
Begegnung im Freihausviertel